Kunstausstellung: 14.04.2024 – 23.06.2024
Gerhard Langenfeld
Farbraum = Denkraum
Fotografie: © Gerd Jütten l LOOK! Fotodesign
1955 in Saulgau geboren
1977 – 1982 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
2008 Kunstpreis der Hohenzollerischen Landesbank Sigmaringen
Seit 1998 Mitglied im Deutschen Künstlerbund
Seit 2004 Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg
Teilnahme an zahlreichen Einzel- und Gruppen-Ausstellungen im In- und Ausland
Lebt und arbeitet in Bad Saulgau
„Die Bilder sind Malerei und nichts als Malerei“ sagt der Künstler Gerhard Langenfeld. Die Gemälde verschließen sich auf den ersten Blick – sie fordern auf, stehen zu bleiben und zu schauen. Wie Mauern oder Türen ragen hochrechteckig schwarze Flächen nach vorne. Die schwarze Fläche dominiert und er stellt ihr eine monochrome Farbfläche an die Seite. Der Künstler folgt immer der gleichen Herangehensweise, er klebt die Leinwand ab, die Kanten entstehen, er fängt mit Acryl-Farben an, er assoziiert Arbeitsgang für Arbeitsgang und entscheidet, an dem Bild so lange zu malen, bis es die nötige Tiefe hat.
Die Farbgebung ist dabei subjektiv – der Maler folgt keinem System. Was nach vorne, was nach hinten drängt, ist ebenfalls eine subjektive Entscheidung, die der Maler trifft. Die Innen- und Außenbereiche bestehen aus Rechtecken. Innen sind sie auf wenige Formen beschränkt. Die schwarzen Farbfelder eröffnen belebte, pulsierende Bildräume. Die schwarzen Formen „schweben“ im Bild – gehen in die Tiefe oder treten aus dem Bild heraus. Wodurch Dynamik und Strahlkraft entsteht. Die Binnenspalten und Ränder leuchten grell, bilden ein Farbspiel von innen nach außen, von vorne nach hinten.
Die dominanten Flächen werden umrahmt von farbiger Malerei. Der Rand besteht aus einer Vielzahl an Überlagerungen – außen farbig schlank, fast wie Linien, nicht additiv nebeneinander, sondern ebenfalls nach vorne und hinten drängend. Die Strahlkraft entsteht nicht nur durch die farbigen Ränder, sondern der schwarze Rand steigert die Intensität. Sie können sich komplett über das ganze Bild ziehen, abbrechen oder über das Bild hinausgehen.
Der Eindruck des Zufälligen entsteht, wenn der Farbverlauf abbricht. Das heißt – die strengen Formen werden dezent aufgebrochen.
Gerhard Langenfelds Malerei ist prozesshaft. Es entsteht Schicht für Schicht. Farbe für Farbe. Sie ist Synonym für Dichte, für räumliche und geistige Tiefe.
Der Maler ist auf der Suche nach der Tiefe des Raumes – es kann eine Landschaft, ein Innenraum, das All, oder die Transzendenz sein.
Alle Bilder sind ohne Titel und unterstreichen dadurch die Autonomie gegenüber jeglicher Abbildhaftigkeit, literarischer Hinweise oder sprachlichen Benennungen. Dadurch wird der Betrachtende in seiner Interpretation nicht eingeengt – sondern es bildet sich ein Lebensraum, ein Erfahrungsraum, ein Denkraum. Zwischen Bild und Betrachter entsteht dieser Denkraum. Die Bilder sind kein Abbild der Wirklichkeit. Sie haben ihre eigene Wirklichkeit. Der Betrachter hat ebenfalls „seine“ Wirklichkeit. Dadurch kann der Betrachtende in einen „Seh-Dialog“ eintreten. Die Arbeiten bilden die Realität nicht ab, sondern erzeugen ihre eigene.
Er setzt sich mit der malerischen Fragestellung auseinander, wie entsteht Licht im Schatten, wie entsteht Absorption und Reflektion. Ihn interessiert das Zusammenspiel von Licht und Dunkel, die sinnliche Oberflächenstruktur und die transparente Tiefe, wie aus Bändern und Flächen Kompositionen gefügt werden. Daran arbeitet sich der Künstler konsequent ab und geht diesen stringenten Weg – versucht aber auch Nebenwege zu finden – und so kam später die Fotografie hinzu.
Auszug aus dem Vernissagetext am 14.4. 2024
Christina Körner